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Log it in!

Redaktion | 2. Juni 2025

Warum gute Arrangements entscheidend sind und oft fehlen

„Ja, das ist doch schon ganz gut.“ Es ist eine wiederkehrende Beobachtung im Studioalltag: Man arbeitet mit talentierten Musikern, gerade auch jüngeren Bassisten oder aufstrebenden Produzenten und Künstlern, die technisch versiert sind, aber in ihren Songentwürfen oder im Zusammenspiel entscheidende Momente verpassen. Es fehlt oft die letzte Konsequenz im Arrangement, jener Punkt, an dem alle Elemente eines Songs perfekt ineinandergreifen und eine klare Aussage treffen. Ich nenne diesen entscheidenden Moment das „Log it in“. Es ist der Punkt, an dem das Arrangement einrastet, an dem jede musikalische Entscheidung – jede Note, jede Pause, jeder Sound – exakt so gesetzt ist, dass sie den Song maximal nach vorne bringt und seine emotionale Wirkung entfaltet.

Häufig erlebe ich jedoch, dass diese entscheidenden Weichenstellungen im Arrangement ausbleiben. Man spürt eine gewisse Unentschlossenheit oder vielleicht eine Überforderung durch die schiere Menge an Möglichkeiten. Es wirkt, als wären viele junge Kreative mit so vielen Nebenschauplätzen beschäftigt – sei es Selbstvermarktung, Content-Erstellung oder die Schnelllebigkeit der digitalen Welt –, dass der Fokus auf das eigentliche musikalische Handwerk und den „Legacy Effekt“ der eigenen Musik verloren geht. Damit meine ich das Bewusstsein dafür, dass ein herausragend „funktionierendes“ Arrangement eine zeitlose Qualität besitzen kann, die weit über das Erscheinungsjahr hinauswirkt. Es geht um das tiefere Verständnis dafür, wie musikalisches Zusammenspiel emotionale Resonanz beim Hörer erzeugt, diesen „Wow, das ist ein großartiges Zusammenspiel von einfach allem!“-Effekt.

Selbstverständlich ist dieser Prozess des „Log it in“ keineswegs trivial und auch ich bin vor Fehlversuchen nicht gefeit. Auch heute gelingt es nicht immer auf Anhieb, ein Arrangement zu finden, das auf allen Ebenen überzeugt. Es ist ein fortwährender Prozess des Suchens, Verwerfens und Neujustierens. Doch genau diese kontinuierliche Jagd nach Exzellenz, nach diesem perfekten Einrasten aller Elemente, ist der eigentliche Antrieb. Es ist das Streben nach dem bestmöglichen musikalischen Ergebnis.

Wenn man sich aktuelle Playlists wie „New Music Friday“ auf Spotify oder die gegenwärtigen Trending Songs ansieht, entsteht bisweilen der Eindruck, dass Algorithmen und die Analyse großer Datenmengen einen erheblichen Einfluss auf die kuratierte Musikauswahl haben. Die Priorität scheint oft darauf zu liegen, möglichst breite Nutzerbedürfnisse der Plattform zu befriedigen und eine gewisse Gleichförmigkeit zu erzeugen. Was dabei jedoch auffällig oft zu kurz kommt, sind herausragende Arrangements – also das präzise und sinnstiftende Zusammenspiel aller Instrumente in Bezug auf Timing, Tonhöhe, Dynamik und Klangfarbe.

Ein erneuertes, globales Bewusstsein und Streben nach dieser handwerklichen Qualität im Arrangement wäre meines Erachtens wünschenswert. Es könnte der oft als blutleer oder übermäßig auf Originalität getrimmten aktuellen Popmusik eine neue Tiefe und Substanz verleihen. Dies ist ausdrücklich nicht als nostalgische „Früher war alles besser“-Kritik gemeint. Schlechte oder uninspirierte Arrangements hat es zu allen Zeiten gegeben. Allerdings scheint die Zahl der Produzenten, die gleichzeitig als herausragende Arrangeure mit diesem besonderen Gespür für den „Wow-Effekt“ agieren, überschaubarer geworden zu sein.

Dem oft gehörten Einwand, die Hörer würden anspruchsvollere Arrangements gar nicht wünschen, möchte ich entschieden entgegentreten. Dies führt in eine klassische Henne-Ei-Diskussion. Wir als Produzent/innen, Songwriter und Künstler/innen sind hier definitiv in der Rolle der Henne: Wir gestalten das Angebot. Die Hörer reagieren darauf. Wenn wir primär leicht konsumierbare oder algorithmisch optimierte Musik anbieten, dürfen wir uns nicht wundern, wenn die Nachfrage nach komplexeren Strukturen vermeintlich sinkt. Es liegt in unserer Verantwortung, die Standards zu setzen und das volle musikalische Potenzial in die Welt zu bringen.

Das Streben nach dem perfekten Arrangement, diesem „Log it in“-Moment, bleibt somit eine zentrale Aufgabe und Motivation in der Musikproduktion. Es ist die Suche nach der Essenz, die einen Song wirklich zum Leben erweckt. Ich werde vielleicht irgendwann häufiger sagen können: „Das ist nicht nur schon ganz gut, das ist total berührend stark! Und es ist nebenbei genial erdacht.“

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